von Mathias Stahl (Stellv. Fraktionsvorsitzender, Redakteur); Februar 2020
Ich rege eine Weiterentwicklung der Dialogreihe am Theater an. Die Kultur des politischen Diskurses hat in Deutschland unzweifelhaft Schaden genommen. Im letzten Jahr wurden Repräsentanten des politischen Lebens wie z. B. Herr Thomas de Maizière, Herr Lindner oder Herr Lucke daran gehindert, sich öffentlich zu äußern. Daraufhin sah sich sogar Parlamentspräsident Schäuble genötigt, für die Freiheit der Rede zu mahnen, andere Meinungen auszuhalten und in einen sachorientierten, produktiven Streit zu treten.
Herkömmliche sowie Soziale Medien werden dem zurzeit nur unzureichend gerecht. Als jüngstes Beispiel kann das „WDR-Gate“ angeführt werden. Eine Umfrage vom Institut für Demoskopie Allensbach 2019 ergab einen tiefgreifenden Vertrauensverlust in die politische Stabilität Deutschlands. Zunehmend werden auch in der Belegschaft, in Freundschaften oder in der Familie politische Themen ausgespart. Nach 30 Jahren der Friedlichen Revolution 1989 gilt es wieder, den Meinungsaustausch in unserer Demokratie neu zu beleben. Die Grenzen dazu setzt unser Strafrecht. Wir brauchen wieder Räume, welche offenen und respektvollen Dialog fördern, übergreifend über Generationen und politische Lager hinweg. Wir regen daher an, die Veranstaltungsreihe DIALOG des Mittelsächsischen Theaters weiterzuentwickeln. Der vorpolitische, öffentliche Raum eines Theaters sollte als sachorientierte Ergänzung anderer Diskussionsräume genutzt werden. Für einen fruchtbaren Dialog sollten folgende Vorschläge berücksichtigt werden:
- neutrale Moderation
- Aufgreifen und Weiterentwickeln von Gesprächsthemen aus der Freiberger Bevölkerung
- ausgewogene Parität der Gesprächsparteien
- vermehrtes Einladen von kompetenten Persönlichkeiten
- Das Debattieren von Bürgern mit Fachleuten und Politikern verschiedener Couleur fordern und fördern wir.
- Die Dialog-Veranstaltungen sollen in der Regel im vierteljährlichen Rhythmus stattfinden.
Wegen der größeren Sitz-Kapazität sollen diese Dialog-Veranstaltungen im städtischen Festsaal stattfinden. Das Erzgebirgs-TV in Mittelsachsen - Kanal 9 - überträgt unsere Dialog-Veranstaltungen. Die freiheitliche, friedliche und respektvolle Debatte ist ein wesentliches Zeichen gelebter Demokratie. Es wäre zu überlegen, ob unser Theater dieser gesamtgesellschaftlichen Notwendigkeit Rechnung tragen kann.