von Volker Schubert (Sachkundiger Einwohner); August 2020
Ich denke, dass es vom Charakter eines jeden Einzelnen abhängt, wie er sein Leben unter besonderen Bedingungen organisiert und lebt. Bei Rentnern würde ich grob in drei Gruppen unterteilen. Eine Gruppe die in familiärer Gemeinschaft mit einem Partner oder auch in einem Mehrgenerationenhaushalt leben können. Eine andere Gruppe die auf Grund körperlicher Einschränkungen ihr Leben in einer Einrichtung verbringen müssen, wo sie entsprechend ihrer Einschränkungen versorgt und betreut werden. Und eine dritte Gruppe, welche Ihren Alltag weitestgehend allein bestreiten müssen.
Während die erste Gruppe von bisherigen Beschränkungen durch Corona kaum beeinträchtigt war, dürften die Menschen der zweiten und dritten Gruppe sehr viel schlimmer betroffen gewesen sein. Das beginnt vor allem bei Einpersonenhaushalten damit, dass der Kontakt mit anderen Menschen gefehlt hat. Vor lauter Verwirrung hat eine Nachbarin ihren Mundschutz sogar auf dem Balkon getragen und beklagt, dass ihr das Atmen immer schwerer fällt. Vermutlich hat sie am Tage vorher in einem Morgenmagazin im Panikmodus zu hören bekommen, dass sie in ihrem Alter zu einer besonders gefährdeten Gruppe gehört. Als die Tochter, nach Wochen ohne jeden persönlichen Kontakt die Ausgestaltung des Balkons auf Sommer umgestellt hatte, wurden mindestens 2 Meter Abstand gehalten. Ohne wie sonst üblich in den Arm zu nehmen, ohne jeden Körperkontakt. Das hat die alte Frau schwer getroffen. Mitarbeiter eines Pflegeheimes wussten zu berichten, dass die Zeit ohne Besuche von Verwandten für die Bewohner eine schwere psychische Belastung dargestellt hat. Bewohner im Erdgeschoss konnten sich wenigstens mit den, vor den Fenstern stehenden Verwandten unterhalten. In Einzelfällen haben die Mitarbeiter manche Bewohner aus den oberen Etagen zu einem der Fenster im Erdgeschoss gebracht. So konnten auch diese ein paar Worte mit Kindern oder Enkeln wechseln. Vereinzelt kam es zu Zuständen, welche als Menschenunwürdig zu beschreiben sind.
An dieser Stelle kommt meines Erachtens eine ganz besondere Verantwortung auf die Betreiber solcher Einrichtung zu. Es sollte zwingend dafür gesorgt werden, dass sich bei einer vergleichbaren Seuchenlage die Angehörigen mit den Bewohnern der Einrichtungen begegnen können. Gefährlicher als Covid 19 war meines Erachtens aber das unglaubliche Chaos in der medialen Berichterstattung über Gefahren durch das Virus und möglicher vorbeugender Maßnahmen. Masken schützen oder schützen kein Stück oder gefährden gar den Träger der Maske? So war die Berichterstattung auf allen Kanälen. Das hat vor allem Menschen im Rentenalter schwer verunsichert.